(Bad) Kreuznach
Geschichte von (Bad) Kreuznach
Antike
Bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. gibt es eindeutige Belege für eine keltische Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Stadt Bad Kreuznach.
Um 250 n. Chr. wurde ein riesiger (81 × 71 m), luxuriöser Palast im Stil einer Peristylvilla errichtet, der in den Ländern nördlich der Alpen einzigartig war. Er umfasste allein im Erdgeschoss 50 Räume. Spolien, die in der Nähe der Heidenmauer gefunden wurden, lassen auf einen Merkur- oder Merkur- und Maia-Tempel und ein gallorömisches Provinztheater schließen. Einer Inschrift und Kachelplatten zufolge, die in Bad Kreuznach gefunden wurden, war dort eine Vexillatio der Legio XXII Primigenia stationiert. Im Zuge von Maßnahmen zur Sicherung der Reichsgrenze gegen die germanischen Alemannen, die immer wieder über den Limes ins Reich eindrangen, wurde 370 unter Kaiser Valentinian I. ein Hilfskastrum errichtet.
Mittelalter
Nach dem Untergang Roms wurde Kreuznach im Jahr 500 zu einem königlichen Gut und einem kaiserlichen Dorf im neu entstehenden fränkischen Reich. In den Mauern des alten Castrum wurde die erste Kirche der Stadt errichtet, die zunächst dem Heiligen Martin, später dem Heiligen Kilian geweiht war und 1590 abgerissen wurde. Nach einer Urkunde Ludwigs des Frommen aus dem Jahr 822, die sich auf eine frühere Urkunde Karls des Großen beruft, soll die Kreuznacher Martinskirche um 741 von seinem Vorfahren Carloman dem Bistum Würzburg geschenkt worden sein. Nach dieser indirekten Notiz wird Kreuznach in den Annales regni Francorum erneut urkundlich als Königliche Pfalz erwähnt, in der Ludwig der Fromme 819 und 839 weilte.
In mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Quellen wird Kreuznach nicht nur als Crucenacum, Crucin[i]acum (Adjektiv Crucenacensis, Crucin[i]acensis) und dergleichen bezeichnet, sondern auch als Stauronesus, Stauronesum oder Naviculacrucis (von navicula, einer Art kleinem Boot für die Binnenschifffahrt, im Deutschen Nachen genannt, und crux "Kreuz"). Manchmal findet man auch die Abkürzung Xnach. Um 1017 belehnte Heinrich II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, den Großneffen seiner Frau Kunigunde, Graf Eberhard V. von Nellenburg, mit dem Adelsgut Kreuznach und der dazugehörigen Villa Schwabenheim. Nach seinem Tod soll König Heinrich IV. 1065 die Siedlung Kreuznach dem Hochstift Speyer geschenkt haben, das sie dann kurz nach 1105 - vermutlich als Lehen - an die Grafen von Sponheim übertrug. Am Dreikönigstag 1147 soll Bernhard von Clairvaux in der Kilianskirche eine wundersame Heilung bewirkt haben. Im Jahr 1183 brannte das alte fränkische Dorf Kreuznach am ehemaligen römischen Castrum - der Osterburg - zur Hälfte ab. Danach zogen von den 21 dort ansässigen Familien 11 in die heutige Altstadt.
Mit dem Bau dieser Burg ging die Entstehung der Neustadt am Nordufer der Nahe einher. In den Jahren 1235 und 1270 erhielt Kreuznach unter der Herrschaft der Grafen von Sponheim Stadt-, Markt-, Steuer- und Mautrechte, die 1290 von König Rudolf I. von Habsburg erneut bestätigt wurden.
Als Graf Johann I. von Sponheim in Bedrängnis geriet, zog Michel Mort die Lanzen des Feindes auf sich und verschonte den Grafen, indem er seinen eigenen Tod herbeiführte. Die frühe Kenntnis der Stadt Kreuznach ist in einer Zeile eines Liedes des Minnesängers Tannhäuser aus dem 13. Jahrhundert dokumentiert, das in der Handschrift von Hans Sachs erhalten ist: "vur creűczenach rint aűch die na", was auf Neudeutsch "Vor Kreuznach rinnt auch die Nahe" hieße. Jüdische Ansiedlungen in Kreuznach sind seit dem späten 13. Jahrhundert belegt, während zu Beginn des 14. Jahrhunderts für kurze Zeit norditalienische Händler ("Langobarden") in der Stadt lebten. Im 13. Jahrhundert war Kreuznach eine befestigte Stadt und hielt 1320 einer Belagerung durch Erzbischof-Kurfürst Baldwin von Trier (etwa 1270-1336) stand. 1361 verlieh Karl IV., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, dem Grafen Walram I. von Sponheim (um 1305-1380) ein jährliches Marktprivileg für Kreuznach. Im Jahr 1375 erhob sich das Volk gegen den Rat der Stadt. Graf Walram ließ daraufhin vier Anführer des Aufstandes auf dem Marktplatz enthaupten. Während seiner langen Zeit als Kreuznacher Herrschaftsgeschlecht hatte das Haus Sponheim sieben Häupter:
- Simon I (1223–1264)
- John I (1265–1290)
- John II (1290–1340) and Simon II (1290–1336)
- Walram (1336–1380)
- Simon III (1380–1414)
- Elisabeth (1414–1417
Mit dem Tod der Gräfin Elisabeth von Sponheim-Kreuznach (1365-1417) im Jahr 1417 starb jedoch die "Further" Linie des Hauses Sponheim aus. In ihrem Testament teilte sie die Grafschaft zwischen der Kurpfalz und der Grafschaft Sponheim-Starkenburg auf und vermachte ihnen jeweils ein Fünftel und vier Fünftel.
1457, zu einer Zeit, in der eine Kinderkreuzzugsbewegung aufkam, zogen 120 Kinder von Kreuznach über Wissembourg zum Mont-Saint-Michel. 1475 erließ die Kurpfalz ein umfassendes Polizeigesetz für das Amt Kreuznach, in dem zu dieser Zeit kein badischer Amtmann residierte. Kurpfalzgraf Philipp der Aufrechte und Johann I., Pfalzgraf von Simmern, gestatteten der Stadt 1490 die Abhaltung eines zweiten Jahrmarktes. Im selben Jahr schenkte Kurfürst Philipp seinen Köchen Conrad Brunn und Matthes von Nevendorf das Eigentum an den Salz- und Badbronnen. Die Solequellen wurden wahrscheinlich 1478 entdeckt; ein Sulzer Hof im heutigen Salinental wurde jedoch bereits im 13. oder 14. Jahrhundert erwähnt. Am 24. August 1495 kam es erneut zu einem Aufstand der Bürger, der sich gegen den Kreuznacher Pfalzamtmann Albrecht V. Göler von Ravensburg richtete, der sich geweigert hatte, einen Gefangenen gegen eine Kaution freizulassen. Diesmal wurde niemand enthauptet, aber Kurfürst Philipp ließ einige der Anführer verstümmeln und setzte anschließend eine neue Stadtordnung in Kraft.
Die Stadtbefestigung
Die 1247 erstmals erwähnte Stadtmauer hatte einen Grundriss, der etwa ein Quadrat in der Altstadt bildete, und war um einige Meter von den heutigen Straßen Wilhelmstraße, Salinenstraße und Schloßstraße zurückgesetzt, wobei die vierte Seite den Mühlenteich umgab. Als Stadttore dienten im Norden das Kilianstor oder das Mühlentor (1877 abgerissen), im Südosten das Hackenheimer Tor (später Mannheimer Tor; 1860 abgerissen) und im Süden das St.-Peter-Pförtchen, das am Ende der Rossstraße lag und aus Sicherheitsgründen oft zugemauert war. In der Neustadt verlief die Stadtmauer vom Butterfass (später Gefängnisturm) am Naheufer bis zur Kreuzung Wilhelmstraße/Brückes an der Bundesstraße 48, wo sich im Nordwesten die Löhrpforte (auch Lehrtor oder Binger Tor genannt; um 1837 abgerissen) befand. Sie verlief dann in einem Bogen zwischen Hofgartenstraße und Hochstraße zum Rüdesheimer Tor im Südwesten am Beginn der Gerbergasse, dessen Verlauf sie dann bis zum Ellerbach und entlang der Nahe als Ufermauer folgte. Entlang dieses Abschnitts enthielt die Stadtmauer die Fischer- oder Ellerpforte als Schleuse und im Süden die Große Pforte an der Brücke über die Nahe. Zur befestigten Anlage der Kauzenburg gegenüber der Neustadt gehörten das Klappertor und ein schmaler Wehrgang (Zwinger), von dem die Straße "Zwingel" ihren Namen hat. Auf der Brücke zur Ait (oder Wörth, wie sie im Volksmund genannt wird; die Flussinsel zwischen den beiden Stadtteilen) stand das Brückentor. Zur Verteidigung der Stadt gab es neben den Burgmannen der Burg auch eine Art Bürgerwehr oder Schützengilde (ähnlich einer Stadtmiliz). Als Inkunabel aus dem Jahr 1487, gedruckt in Mainz von Peter Schöffer (um 1425-1503), ist eine Einladung von Bürgermeister und Rat an alle, die sich für gute Armbrustschützen hielten, zu einem Schießwettbewerb am 23. September erhalten.
Jüdische Bevölkerung
Am 31. März 1283 (2. Nisan 5043) wurde in Kreuznach der Rabbiner Ephraim bar Elieser ha-Levi - offenbar infolge einer gerichtlichen Verurteilung - auf dem Rad zerschmettert; die Hinrichtung stand wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Mainzer Blutrachevorwürfen, die im März und April 1283 auch zu Pogromen in Mellrichstadt, Mainz, Bacharach und Rockenhausen führten.
1311 wird Aaron Judeus de Crucenaco (die letzten drei Wörter bedeuten "der Jude aus Kreuznach") erwähnt, ebenso wie 1328, 1342 und 1343 ein jüdischer Mauterheber aus Bingen am Rhein namens Abraham von Kreuznach. 1336 gestattete Kaiser Ludwig der Bayer dem Grafen Johann II. von Sponheim-Kreuznach, 60 hausgesessene freie Juden in Kreuznach oder anderswo auf seinen Ländereien dauerhaft zu halten ("... daß er zu Creützenach oder anderstwoh in seinen landen 60 haußgesäsß gefreyter juden ewiglich halten möge ..."). Nach weiteren Verfolgungen in der Pestzeit 1348/1349 gibt es bis 1375 keine weiteren Belege für Juden in Kreuznach. Spätestens 1382 lebte der Jude Gottschalk (gestorben zwischen 1409 und 1421) aus Katzenelnbogen in Kreuznach und besaß das Haus an der Ecke Lämmergasse/Mannheimerstraße 12 (später: Löwensteiner Hof) in der Nähe des Eiermarktes. Unter dem Vorwurf des Wuchers ließ ihn Graf Simon III. von Sponheim (nach 1330-1414) ins Gefängnis werfen und erst nach Zahlung eines hohen Lösegeldes wieder frei. Danach wurde er von Ruprecht III. von der Pfalz gegen eine jährliche Zahlung von 10 rheinischen Gulden in Schutz genommen. Auf Anregung Gottschalks hob Erzbischof Johann von Nassau-Wiesbaden-Idstein den "Würfelzoll" für Juden auf, die die Grenze zum Erzbistum Mainz überschritten. Die 1418 und 1434 von König Sigismund von Luxemburg angeordneten Sondersteuern für Juden wurden auch in Kreuznach erhoben.
1482 wird eine "Judenschule" erwähnt, die bereits in der Fährgasse 2 (früher Kleine Eselsgass) gestanden haben könnte, wo später die Alte Synagoge von Bad Kreuznach stand (1715 hier erstmals erwähnt; 1737 barocker Neubau; 1844 renoviert; 1938 zerstört; 1953/1954 abgerissen; 1975 letzter Mauerrest entfernt). 1525 gestattete Kurfürst Ludwig V. Meïr Levi, sich für zunächst zwölf Jahre in Kreuznach niederzulassen, dort den Geldmarkt zu organisieren, Besuche zu empfangen, eine eigene Grabstätte anzulegen und mit Medikamenten zu handeln. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte sein Sohn, der Arzt Isaak Levi, dessen Sammlung medizinischer Werke unter dem Titel Des Juden buch von kreuczenach bekannt wurde, in Kreuznach. Das Werk ist in einer Handschrift erhalten, die Kurfürst Ludwig V. persönlich abgeschrieben hat. Der älteste jüdische Friedhof in Kreuznach lag im Bereich des heutigen Ritterguts Bangert und wurde bereits 1525 und 1636 erwähnt. Der jüdische Friedhof an der Stromberger Straße wurde 1661 gekauft (ein erhaltener Grabstein stammt allerdings aus dem Jahr 1630) und 1919 erweitert. Er gilt als einer der am besten erhaltenen in Rheinland-Pfalz. Die ursprünglich aus Kreuznach stammende jüdische Familie Creizenach war nachweislich seit 1733 in Mainz und Frankfurt am Main ansässig und brachte eine Reihe bedeutender Gelehrter hervor (Michael Creizenach, Theodor Creizenach und Wilhelm Creizenach). Der jiddische Name für Kreuznach war צלם-מקום (abgekürzt צ״מ), der in lateinischer Schrift als Zelem-Mochum oder Celemochum wiedergegeben wurde (wobei die Initialen Z oder C den Buchstaben "צ" transliterieren sollten, (die Initialen Z oder C sollten den Buchstaben "צ" wiedergeben, der im Deutschen als /ts/ ausgesprochen wird), was wörtlich "Bildstelle" bedeutet, da fromme Juden den Begriff "Kreuz" vermeiden wollten.) 1828 bekannten sich 425 der 7.896 Einwohner der Bürgermeisterei Kreuznach (5,4 %) zum jüdischen Glauben, 1890 waren es 611 der 18.143 Einwohner der Stadt (3,4 %).
Pest und Lepra
Die Pest hat Kreuznach im Laufe seiner Geschichte mehrfach bedroht. Große Epidemien sind für die Jahre 1348/1349 (Johannes Trithemius spricht von 1.600 Opfern), 1364, 1501/1502, 1608, 1635 (ab September) und 1666 (angeblich 1.300 Opfer) überliefert.
Außerhalb der Stadt wurde am Gräfenbach unterhalb des Dorfes Hargesheim eine Krankenstation für Leprakranke, der sogenannte Gutleuthof, gegründet, der 1487 erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Neuzeit
Im Landshuter Erbfolgekrieg gegen Kurpfalzgraf Philipp bei Rhein wurden Stadt und Burg sechs Tage lang erfolglos von Alexander, Pfalzgraf von Zweibrücken, und Wilhelm I., Landgraf von Niederhessen, belagert, die anschließend das Umland verwüsteten. Der Sponheimer Abt Johannes Trithemius hatte die Klostergüter, die Bibliothek und das Archiv in Kreuznach in Sicherheit gebracht.
Wegen des Vorwurfs der Unzucht floh er kurze Zeit später aus der Stadt, wie ein Brief von Johannes Trithemius an Johannes Virdung bezeugt, in dem Virdung vor Faust gewarnt wurde. Maximilian I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der Pfingsten 1508 in Boppard verbrachte, hielt sich im Juni 1508 in Kreuznach auf und schrieb von dort aus an seine Tochter Herzogin Margarete von Savoyen. Im Jahr 1557 wurde die Reformation in Kreuznach eingeführt. Nach dem 1601 vom kurpfälzischen Oberamtmann Johann von Eltz-Blieskastel-Wecklingen erstellten "Verzeichnis aller Herrlich- und Gerechtigkeiten der Stätt und Dörffer der vorderen Grafschaft Sponheim im Ampt Creutznach", hatte die Stadt 807 Güter und war Sitz eines Hofgerichts, zu dem die "freien Dörfer" Waldböckelheim, Wöllstein, Volxheim, Braunweiler, Mandel und Roxheim, die damit von der Kreuznacher Maut befreit waren, Schöffen zu entsenden hatten (etwa "Laienjuristen").
Dreißigjähriger Krieg
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Kreuznach mehrfach von verschiedenen Kriegsparteien überrannt und eingenommen:
9. September 1620 [O.S. 31. August 1620] - Bei der Belagerung von Bad Kreuznach wurde die Stadt von den kaiserlich-spanischen Truppen des General Markgrafen Ambrogio Spinola unter Wilhelm Ferdinand von Effern eingenommen. 1621 reiste Gräfin Catharina Belgica von Nassau nach Kreuznach, um Spinola zu bitten, die Grafschaft Hanau-Münzenberg zu verschonen. Die Generalgouverneure der Unterpfalz mit Sitz in Kreuznach waren Don Guillermo de Verdugo di Fauleria, Baron von Böhmisch-Mascha und Tuppau, Don Felipe de Sylva (gest. 1644) und Louis de la Tour.
Einnahme von Kreuznach durch schwedische Truppen im Dreißigjährigen Krieg, 1632.
1. März 1632 [O.S. 20. Februar 1632] - Kreuznach wurde von schwedischen, sächsisch-weimarischen und englischen Truppen unter König Gustav II. Adolf eingenommen; die Burg kapitulierte am 4. März 1632 [O.S. 23. Februar 1632]). William Craven und Sir Francis Fane of Fulbeck (etwa 1611-1681?) wurden beide bei der Eroberung der Burg schwer verwundet. Als Kommandanten dienten der schottische Oberst Alexander Ramsay (gest. 1634) und Oberstleutnant (später General und Feldmarschall) Robert Douglas. Julius Wilhelm Zincgref wurde 1632 von dem verbündeten Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern als Kreuznacher Landesschreiber eingesetzt.
14. Juli 1635 - Kaiserliche Truppen dringen kurz in Kreuznach ein, werden aber von der Besatzung der Burg zurückgeschlagen.
6. August 1635 [O.S. 27. Juli 1635] - sächsisch-weimarische und französische Truppen unter Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar und Louis de Nogaret Kardinal de La Valette ziehen zusammen mit den Schweden durch Kreuznach und ziehen am 19. September 1635 [O.S. 9. September 1635] auf dem Rückzug erneut durch. Der letzte "schwedische" Kommandant von Kreuznach war Oberst Johann Georg Stauff aus Dirmstein.
20. Dezember 1635 - Kreuznach wird von kaiserlich-spanischen und kaiserlich-kroatischen Truppen unter General Matthias Gallas eingenommen. Die Burg wurde noch bis Mai 1636 von den Schweden gehalten, und zwar aufgrund eines Waffenstillstands, den Oberst Stauff und der badische Oberstleutnant Bernhard Studnitzky von Beneschau (Studnický z Benešova) am 9. Januar 1636 [O.S. 30. Dezember 1635] vereinbarten. Die in der Stadt stationierten Regimenter wurden von Wilhelm, Markgraf von Baden-Baden, angeführt. Als neutraler Boden wurde Kreuznach der gemeinsamen badischen und pfälzisch-simmernischen Herrschaft unterstellt.
21. November 1639 [O.S. 11. November 1639] - Kreuznach wird von französischen und sächsisch-weimarischen Truppen unter Herzog Henri II. d'Orléans, Herzog von Longueville, eingenommen, nachdem der Stadtkommandant Braun von Schmidtburg zu Schweich zu ihnen übergelaufen war.
27. Mai 1641 [O.S. 17. Mai 1641] - Bad Kreuznach wird von kaiserlich-bayerischen und kaiserlich-spanischen Truppen unter dem Schillerhaas, Generalfeldwachtmeister Gilles de Haes, eingenommen. Ein früherer Angriff im März 1641 war gescheitert. Die Stadt kapitulierte am 6. Juni 1641 [O.S. 27. Mai 1641], während die Festung bis zum 12. Juni 1641 [O.S. 2. Juni 1641] standhielt.
4. November 1644 [O.S. 25. Oktober 1644] - Kreuznach wird von französischen Truppen unter Marschall von Frankreich Henri de la Tour d'Auvergne, Vicomte de Turenne, eingenommen (die Burg wird bis zum 26. Dezember 1644 [O.S. 16. Dezember 1644] von den Bayern gehalten) und von Maréchal de camp Guy de Bar an Pfalz-Simmern übergeben.
Die Stadt wurde dadurch stark in Not und Elend gestürzt, und die Einwohnerzahl sank von etwa 8.000 bei Kriegsausbruch auf etwa 3.500. Die Redewendung "Er ist zu Kreuznach geboren" wurde zum geflügelten Wort für jemanden, der mit großen Entbehrungen zu kämpfen hatte. Am 19. August 1663 wurde die Stadt von einem außerordentlichen Hochwasser der Nahe heimgesucht.
Neunjähriger Krieg
Im Neunjährigen Krieg (auch Pfälzischer Erbfolgekrieg genannt) wurde die Kauzenburg am 5. Oktober 1688 von Marschall Louis François, duc de Boufflers, eingenommen.
18. Jahrhundert
Ab 1708 gehörte Kreuznach vollständig zur Kurpfalz. Unter Kurpfalzgraf Karl III. Philipp wurde 1729 die Saline Karlshalle errichtet. Unter Kurfürst, Pfalzgraf und Herzog Karl Theodor wurde 1743 die Saline Theodorshalle errichtet. Am 13. Mai 1725 wurde Kreuznach nach einem Wolkenbruch und Hagelschlag von einer extremen Überschwemmung heimgesucht, bei der 31 Menschen ihr Leben verloren, etwa 300 bis 400 Stück Vieh ertranken, zwei Häuser völlig zerstört und viele beschädigt wurden und Reste der Stadtmauer einstürzten. An der Gründung der Freimaurerloge Zum wiedererbauten Tempel der Bruderliebe in Worms im Jahr 1781 nahmen auch Kreuznacher Freimaurer teil. Bereits 1775 hatte die Großloge der rheinischen Freimaurerlogen (8. Provinzial-Großloge) der Strengen Observanz den Namen "Kreuznach" erhalten.
Französische Revolution und Napoleonische Zeit
Im Zuge der Napoleonischen Kriege (1792-1814) kamen französische Emigranten nach Kreuznach, darunter auch Prinz Louis Joseph von Condé.
Die Stadt selbst wurde kurzzeitig am 4. Januar und erneut am 16. Oktober 1794 von französischen Truppen unter General François Séverin Marceau-Desgraviers besetzt. Vom 30. Oktober bis zum 1. Dezember 1795 wurde die Stadt von kaiserlichen Truppen unter dem Rheingrafen Karl August von Salm-Grumbach gehalten, die jedoch zunächst von den Marschällen Jean-Baptiste Jourdan und Jean-Baptiste Bernadotte in blutigen Kämpfen vertrieben wurden. In dieser Zeit litt die Stadt stark unter Plünderungen und unfreiwilligen Kontributionen.
Am 9. Juni 1796 wurde Kreuznach erneut von den Franzosen besetzt. 1797 wurde Kreuznach zusammen mit allen linksrheinischen Gebieten von der Ersten Französischen Republik annektiert, was durch den Vertrag von Lunéville 1801 völkerrechtlich bestätigt wurde. Die nördlich der Nahe gelegenen Stadtteile wurden dem Arrondissement Simmern im Departement Rhin-et-Moselle zugeordnet, die südlich gelegenen dem Departement Mont-Tonnerre, Unterpräfekt in Simmern war 1800 Andreas van Recum und 1806 Ludwig von Closen.
Anlässlich des Sieges von Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz wurde im Januar 1806 auf Anordnung des Aachener Bischofs Marc-Antoine Berdolet (Kreuznach gehörte von 1801 bis 1821 zu seinem Bistum) in den katholischen Kirchen ein feierliches Te Deum abgehalten. Im Jahr 1808 schenkte Napoleon seiner Lieblingsschwester Pauline die beiden Kreuznacher Salinen. 1809 wurde die Kreuznacher Freimaurerloge "Les amis réunis de la Nahe et du Rhin" von van Reccum gegründet, die zunächst nur bis 1814 bestand. Sie wurde jedoch 1858 wiedergegründet. Zu Napoleons Ehren wurde der Zeitpunkt des Kreuznacher Jahrmarktes von Bürgermeister Burret auf den Sonntag nach seinem Geburtstag (15. August) festgelegt. An Napoleons Russlandfeldzug 1812 nahmen auf französischer Seite auch Kreuznacher Männer teil, denen ein 1842 auf dem Friedhof in der Mannheimer Straße errichtetes Denkmal gewidmet ist. Der anschließende deutsche Feldzug (in Deutschland Befreiungskriege genannt) setzte der französischen Herrschaft ein Ende.
Wiener Kongress bis zum Ersten Weltkrieg
Bis zu einer dauerhaften Neuordnung im Rahmen des Wiener Kongresses stand die Region unter gemeinsamer bayerisch-österreichischer Verwaltung, deren Sitz sich in Kreuznach befand. Als diese Bestimmungen schließlich zustande kamen, fiel Kreuznach 1815 an das Königreich Preußen und gehörte ab 1816 zum Regierungsbezirk Koblenz in der Provinz des Großherzogtums Niederrhein (ab 1822 Rheinprovinz) und war Grenzstadt zu zwei Nachbarstaaten, dem Großherzogtum Hessen im Osten und der bayerischen Exklave Pfalz im Süden. Die beiden Salinen, die nun offenbar der Schwester Napoleons weggenommen worden waren, waren von 1816 bis 1897 großherzoglich-hessischer Staatsbesitz auf preußischem Gebiet. 1817 eröffnete Johann Erhard Prieger die erste Badestube mit Salzwasser und legte damit den Grundstein für den schnell wachsenden Kurbetrieb. 1843 heiratete Karl Marx in Kreuznach Jenny von Westphalen, vermutlich in der Wilhelmskirche, die zwischen 1698 und 1700 erbaut und 1968 bis auf den Kirchturm abgerissen worden war. In Kreuznach legte Marx 1843 wesentliche Teile seines Manuskripts "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie" nieder. Clara Schumann, die in Kreuznach zur Kur war, und ihre Halbschwester Marie Wieck gaben 1860 im Kurhaus ein Konzert. Mit dem Bau der Nahetalbahn von Bingerbrück nach Saarbrücken in den Jahren 1858/1860 wurde der Grundstein für die Industrialisierung der Stadt gelegt. Dies und die stetig wachsenden Einnahmen aus dem Kurbetrieb führten nach Jahren der Stagnation zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadtentwicklung. Dennoch wurde die Eisenbahn nicht nur für die Industrie und die Kurgäste gebaut, sondern auch als logistische Versorgungslinie für einen zu erwartenden Krieg mit Frankreich. Zuvor aber, direkt an der Kreuznacher Stadtgrenze, standen sich 1866 Preußen und Bayern wieder einmal gegenüber. Das davon unbeeinflusste Denken führte dazu, dass noch vor dem Ersten Weltkrieg eine weitere Eisenbahnlinie gebaut wurde, die "Strategische Eisenbahn" von Bad Münster über Staudernheim, Meisenheim, Lauterecken und Kusel in Richtung Westen, die Kreuznach zu einem wichtigen Leistungsträger im Verkehr nach Westen machte. Erst um 1950 wurden Teile dieser Strecke abgerissen und aufgegeben. Heute dient sie zwischen Staudernheim und Kusel als Touristenattraktion für Draisinenfahrer.
Im Jahr 1891 ließen sich drei Mitglieder der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz in Kreuznach nieder. Im Jahr 1893 übernahmen sie das Krankenhaus Kiskys-Wörth, das ab 1905 den Namen St. Marienwörth trug. Seit 1948 betreiben sie es gemeinsam mit den Schwestern der Kongregation päpstlichen Rechts der Mägde Mariens von der Unbefleckten Empfängnis und führen es heute als Krankenhaus der II. Regelversorgung im Rahmen der Versorgungsstufe der deutschen Krankenhausplanung. 1901 zog das 1889 in Sobernheim gegründete Zweite Rheinische Diakonissen-Mutterhaus unter seinem Abt, Pfarrer Hugo Reich, nach Kreuznach um. Sie ist heute eine Stiftung, die unter dem Namen Kreuznacher Diakonie (immer mit Kleinbuchstaben geschrieben) bekannt ist. 1904 entdeckte der Apotheker Karl Aschoff den Radongehalt der Kreuznacher Sole und führte daraufhin die "Radon-Balneologie" ein, eine Therapie, die bereits in der österreichisch-ungarischen Stadt Sankt Joachimsthal im böhmischen Erzgebirge (heute Jáchymov in der Tschechischen Republik) praktiziert wurde. Obwohl der Radongehalt des Bad Kreuznacher Wassers viel geringer war als der des Brambacher oder Bad Gasteiner Wassers, wurde die Stadt schnell als "Radium-Heilbad" bezeichnet - ungeachtet des technischen Fehlers in dieser Bezeichnung. 1912 wurde ein Radoninhalatorium in Betrieb genommen, in das die Luft aus einem alten Bergwerksstollen am Kauzenberg geleitet wurde, die einen höheren Radongehalt als das Quellwasser aufwies. Das Inhalatorium wurde 1945 zerstört. Der alte Bergwerksstollen selbst wurde jedoch 1974 zu einem Therapieraum umgebaut. Bis heute dient die Radoninhalation als natürliches Schmerzmittel für Rheumakranke.
Nur ein extremes Winterhochwasser an der Nahe im Januar 1918 führte dazu, dass die Oberste Heeresleitung nach Spa in Belgien verlegt wurde.
Weimarer Republik und Drittes Reich
Nach dem Ersten Weltkrieg besetzten französische Truppen das Rheinland und damit auch Kreuznach, dessen große Hotels in der Folgezeit weitgehend aufgegeben wurden. 1924 erhielt Kreuznach die Bezeichnung Bad", die Orten verliehen wird, die als Kurort gelten können. Seitdem trägt die Stadt den Namen Bad Kreuznach. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten im Jahr 1933 organisierten einige, darunter der Gewerkschafter Hugo Salzmann, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Trotz Haft überlebte Salzmann das Dritte Reich und saß nach 1945 für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) im Stadtrat. Die nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs noch im Landkreis verbliebenen Juden wurden 1942 auf Anordnung der Kreisleitung in das ehemalige Kolpinghaus gebracht und von dort am 27. Juli nach Theresienstadt deportiert. Bad Kreuznach, dessen Kureinrichtungen und verbliebene Hotels von 1939 bis 1940 erneut zum Sitz des Oberkommandos des Heeres wurden, war wegen der Wehrmachtskasernen in der Bosenheimer Straße, Alzeyer Straße und Franziska-Puricelli-Straße sowie der strategisch wichtigen Bahnlinie Berlin-Paris, die damals durch die Stadt führte, immer wieder Ziel alliierter Luftangriffe. Der letzte Stadtkommandant, Oberstleutnant Johann Kaup (gest. 1945), bewahrte Bad Kreuznach vor noch größerer Zerstörung, als er den anrückenden amerikanischen Truppen keinen Widerstand leistete und die Stadt am 16. März 1945 kampflos übergab. Kurz zuvor hatten deutsche Truppen einen weiteren Teil der alten Brücke über die Nahe gesprengt und damit auch die Wohnhäuser in der Nähe der Brückenenden zerstört.
Nach 1945
Bad Kreuznach wurde im März 1945 von US-Truppen besetzt und stand damit unter amerikanischer Militärhoheit. Diese erstreckte sich auch auf eines der Rheinwiesenlager für entwaffnete deutsche Truppen, das in der Nähe von Bad Kreuznach an der Straße nach Bretzenheim lag und dessen ehemaliger Standort heute durch ein Denkmal gekennzeichnet ist.
Nach den Potsdamer Protokollen über die Festlegung der Besatzungszonengrenzen lag Bad Kreuznach eine Zeit lang in der französischen Besatzungszone, aber im Rahmen eines Tausches Anfang der 1950er Jahre kamen die US-Streitkräfte wieder in die Kreise Kreuznach, Birkenfeld und Kusel. Bis Mitte 2001 unterhielten die Amerikaner in Bad Kreuznach vier Kasernen, eine Redstone-Raketenstation, einen Schießplatz, einen kleinen Flugplatz und einen Übungsplatz. Die letzten US-Streitkräfte in Bad Kreuznach waren Teile der 1st Armored Division ("Old Ironsides"). 1958 vereinbarten der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer in Bad Kreuznach eine Institutionalisierung der besonderen Beziehungen zwischen beiden Ländern, die 1963 in den Élysée-Vertrag mündete. Ein Gedenkstein vor dem alten Kurhaus erinnert an dieses historische Ereignis. Am 1. April 1960 wurde die Stadt Bad Kreuznach auf Antrag bei der Landesregierung zur großen kreisangehörigen Stadt erklärt. 2010 lobte Bad Kreuznach einen Wettbewerb aus, um den Neubau der Alten Nahebrücke aus den 1950er Jahren zu ersetzen. Der Entwurf des Wettbewerbssiegers Dissing+Weitling architecture aus Kopenhagen soll bis 2012 fertiggestellt werden.
Fusionen
Im Zuge der Verwaltungsneugliederung in Rheinland-Pfalz wurden am 7. Juni 1969 die bis dahin selbstverwalteten Gemeinden Bosenheim, Planig, Ippesheim (alle drei gehörten bis dahin zum Landkreis Bingen) und Winzenheim mit Bad Kreuznach zusammengelegt, außerdem wurde Rüdesheim an der Nahe eingemeindet, wehrte sich aber vor Gericht gegen die Zusammenlegung, gewann und erhielt so einige Monate später seine Eigenständigkeit zurück. Im Rahmen der Bundestagswahl 2009 wurde eine Volksabstimmung über die Frage durchgeführt, ob die Städte Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein-Ebernburg zusammengelegt werden sollten. 68,3 % der Bad Kreuznacher Wähler sprachen sich für Verhandlungen zwischen den beiden Städten aus. Am 25. Mai 2009 erhielt die Stadt eine weitere Sonderauszeichnung, diesmal vom Kabinett: Ort der Vielfalt".
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Kreuznach (1939) in alten historischen Messtischblättern
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